Yo Digger, Werber haben beide übertrieben Hunger und Bock auf Jugendliche und Big CityPizza

von | Aug 16, 2019 | Praxis, Werbung | 0 Kommentare

screenshot der seite www.Vice.com

Rapper1: „Ey Digger, ich hab übertrieben Hunger! Lass erst ma ne Pizza essen!“
Rapper2: „ja Digger, später lass ma n Keller mieten und n paar Getränke dann geht´s ab. Was´n das für ne Pizza?, die ist voll gut!“
ViceRedation: „Egal, ich geb n Fick auf journalistische Ethik.“ Jung, gut aussehend, Poolparty, Pizza? Das Bild funktioniert nicht.

Verrückt. Gestern noch Böhmermann über als redaktionellen Beitrag getarnte Werbung schimpfen hören, heute auf so was draufgeklickt, wenn auch bewusst. Und es war schlimmer als erwartet. Tipp: ganz nach unten scrollen und das Video der Rapper angucken, dann nach dem du kotzen warst, den Rest des Artikels lesen.

Okay, okay, irgendwie muss man halt an seine Zielgruppe ran und wenn man da so sitzt, es ist heiß, man hat eigentlich keinen Bock mehr und in einer Woche ist Konzeptabgabe, dann macht man halt so was und geht zu seinem Kunden und schlägt dem folgendes vor:

„Okay, statt ein paar Werbebanner zu kreieren, die sowieso keiner beachtet, falls adblock die durchlässt, lasst uns doch ein paar Geschichten erzählen von coolen, hippen, gut aussehenden Menschen, die einfach nur ihr Ding machen und dabei ihre Pizza essen. Aber nicht so billig wie in der Chipsfrisch Werbung:“

Ficken? Oder Chips essen? Oder Beides? Ick wees nich wie ihr Chips esst, aba bee uns sieht dit imma so oos! Bild: Still aus einem Chipsfrisch Werbespot.
 

Und weiter würde der Werber sagen: „Wir greifen tief in den Giftschrank des Online-Marketings und kreieren ein Monster aus Storrytelling und Content-Marketing. Storrytelling, weil wir eine funky-coole Geschichte rund um euer Produkt herum stricken, egal wie bullshittig der Link zwischen den beiden ist und Content, weil wir drei Gruppen von Menschen vorstellen, in denen jeder, der von uns anvisierten Zielgruppe was findet, dass für Ihn/Sie relevant sein könnte, und aus der er/sie einen Nutzen zieht. Und das ganze betten wir in ein Environment ein, an dem sich die Zielgruppe tummelt. Löwen jagen am Wasserloch Zebras, wir jagen Jugendliche auf den Seiten der Vice!“

Applaus, alle happy, ab an den See. Folgendes Bekommt man dann zu sehen:
Die CosplayGirls, die Sylt-Surfer, die Rapper

Natürlich. Die Cosplay-Girls essen während Sie sich beraten, die Tokyo Pizza. Denn in Japan ist man ja auch viel Fisch und deswegen ist das auch keine einfache Thunfischpizza mehr, sondern eine BigCityPizza Tokyo. Hätte ja durchaus auch eine Tentakelpizza sein können, aber da hätte selbst die Pizza die Klischeekiste zu hart geschüttelt und außerdem sind Calamari zu teuer für dieses Preissegment. Ganz natürlich trägt man während man die Freundin besucht die Pizza unterm Arm wie ein Skateboard, die Freundin hat Sie nicht etwa bereits im Froster, das wäre echt abwegig. Die Surfer sind zum Glück die schlechtesten Schauspieler und so wirkt das, was da gesprochen wird, wie eine Parodie auf eine gescriptete dokusoap. Das gleiche gilt für die Rapper, die in meiner persönlichen Wertung allerdings schlechter davonkommen, als die Surfer und der Rest dieses käuflichen Packs, weil ich an Rap und speziell an Grime einen anderen Anspruch habe, als an Surfer (an die nämlich gar keinen). Die Rapper haben mich wirklich zum lachen gebracht. Diese Bubis. Also alles in allem ein Amüsanter und wenigstens harmloser Ausflug in die Swagge Welt der nebelhaften Generation Z. Danke Wagner Pizza. Und Schäm dich Schlecky Silberstein. Bei dir hat der Quatsch angefangen. Ich spar mir hier das geheule, über den Niedergang des Journalismus im Internet, darüber ist genug gesagt worden. Ich beschränke mich über mein durchaus echt empfundenes Amusement über diese Kampagne. Ich war für ein paar Minuten bestens unterhalten.

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