Designer´s Authority

von | Jan 3, 2019 | Designer, Gesellschaft | 0 Kommentare

Das Bild ist 20 Jahre alt, die Typen sehen immer noch so aus. Kühl, Unnahbar, Grau.

Ich merke es, wenn ich mit Kollegen aus anderen Abteilungen rede, wenn ich Leuten von außerhalb der Design-Welt erzähle, womit ich mein Geld verdiene, wenn ich für eine Präsentation zu Kunden fahre oder mich mit Menschen aus anderen Branchen unterhalte. Und wenn ich Designer in den Medien sehe, wie vor knapp einer Woche in einem Firmen-Video in einem Bo-Concept Laden in Wiesbaden. Dort war auf einem Bildschirm an der Wand ein Imagefilm zu sehen, in dem die Geschichte der Entstehung der Möbel dort gezeigt wurde. Mit viel Designern in Schwarzen Hemden und Passenden Brillen. Personal Branding in Hochform. Grund genug sich kurz darüber Gedanken zu machen.

Designer umgibt die Aura eines edlen Glanzes, der, auch wenn er weniger ein Abbild der Realität, als vielmehr ein idealisiertes Bild in den Köpfen der anderen ist, genauso fest sitzt wie die Gewissheit, dass im Dreamscape New York City alle Wünsche und Träume auf Erfüllung warten. Uns wenns kein edler Glanz ist, der da wahrgenommen wird, dann wenigstens die urbane Hippness und das (statistisch bestimmt messbare) Phänomen, dass die Frauen in der Design-Branche überdurchschnittlich gut aussehen. Und so setzen sich Bänker abends in die Freitagsküche (FFM), ein Treffpunkt der kreativen Bohème Frankfurts oder stehen vor dem YokYok im Bahnhofsviertel und trinken lauwarmes Bier und nehmen in diesen Momenten teil an der urbanen Hippness die dort stattfindet und schauen sich ein bisschen die schönen Menschen da an. Wer das oberflächlich findet… stimmt. Wer das unrealistisch findet… stimmt auch. Doch der fahre in die nächstgelegene Universitätsstadt und frage irgendeine/n Studi nach dem Ruf von den Partys der Fachbereiche Architektur und Kommunikationsdesign. Fuck, ein Freund von mir, hat mir mal belustigt von einem Plattenladen aus Freiburg erzählt, der eine Genre mit der Rubrik „Grafikdesign-Studentinnen-Fick-Musik“führt, die zwischen House und minimal einsortiert war und u.a. alle Café-del-Mar enthielt.

Also irgendeine obskure Kreativität und schöne Menschen sind die erste Säule des Ruhmes, der dem Designer anhängt. Die zweite Säule, was Menschen so an Designern fasziniert, ist dass Designer das Narrativ geschaffen und erhalten haben, die wahren Erschaffer der Welt zu sein. Das ist ungefähr so begründet, als würde der Autolackierer im Mercedes-Werk die gesamte Kreation des Autos in all seiner Komplexität für sich beanspruchen, bloß weil er als letztes dran durfte. Die Jungs, die am Frauenhofer die MP3 entwickelt haben und diejenigen, die dann auf Basis dieser Technologie bei Apple den I-pod konzipiert haben, schaffen es einfach nicht aus den Katakomben heraus. Sie bedienen nicht die Wunschwelt des Nutzers und so bleibt es Steve Jobs, der für das Design von Apple Produkten gefeiert wird. Der Designer und sein Produkt ist einfach sexier als der Ingenieur und seine Produktion.

Diese Sexyness drückt sich, wie wir alle wissen nicht in regelmäßigen Zahlungen aus und so ist es nachvollziehbar aber für mich unverständlich, warum Bänker oder meinetwegen Ärzte oder Leute in technischen Berufen, sich so stark zu der Gestalter-Szene hingezogen fühlen und vor allem warum sich Designer in der arm-aber-sexy Rolle so sehr gefallen.

Was bleibt, ist die experience (Erfahrung für nicht-Designer), dass man als Designer, oder entwerfender Architekt (in meinem Fall) in Gestaltungsfragen eine Autorität besitzt, die man selbst nicht so wahrnimmt, oder zumindest sie nicht begründet sieht. Ich selbst habe schon Dinge verkauft, die ich zwar super finde (immer mit voller Projektverantwortung), sie aber nicht im mindesten Begründen kann. Und weil man alles Begründen muss, wir werden ja schließlich nicht für unser Gefühl bezahlt, wird das Gestaltete Produkt in ein Konzept verpackt und präsentiert. Letzteres ennt sich dann Post-Rationalisieren. Also das Kreativ-Ergebnis im in ein passendes theoretisch anmutendes Konzept ein zu kleiden, dass einem Maßanzug gleich dem Ergebnis auf den Leib geschneidert wird. Das meine ich mit Designer´s Authority. Man präsentiert ein Ergebnis und bezahlt mit dem Mythos des Berufstandes.

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