Die Punks auf der Zeil, alles verunsicherte Narzissten

von | Jan 14, 2019 | Branding, Gesellschaft, Grundlagen | 0 Kommentare

Man geht in Frankfurt über die Zeil und fühlt wie die Konsumkultur des Kapitalismus einen einlullt, bis man auf ein verstörendes Bild trifft. Mitten in einer der größten Fußgänger-Einkaufsstraßen Europas (und das schreibe ich nur weil ich nicht ohne es zu recherchieren „die größte“ schreiben will und zum recherchieren ist es mir nicht wichtig genug) sitzen ein paar Punker auf der Boden, kurz vor der Konsti, im Epizentrum der Fußgängerzone, Hunde dabei, dreckige Klamotten, betont grässliches Benehmen und natürlich standesgemäß besoffen. Und ich habe mich lange gefragt, warum die sich gerade immer hier hinsetzen?

Es ist nicht so, dass mich deren Anblick stören würde, ich sehe durch die rotzige mit den Hunden aus einem Napf fressende Fassade, doch ich habe mich lange gefragt, warum man sich das antut. Also als absoluter Gesellschafts-, Konsum- und Leistungsverachtung, ausgerechnet auf den 0,1% des Stadtgebietes seine Zeit verbringen, die für genau all das steht, was man verachtet. Frankfurt mangelt es jedenfalls nicht an schönen Plätzen für jedes Wetter. Irgendwann hab ich verstanden: die Identität des Punk entsteht durch den Kontrast zum Gegenüber. Wie eine Zeile aus einem Rap-Song „wenn man als mitte Zwanzigjähriger allein in eine Kneipe geht, muss man sich nicht wundern wenn man dann geil aussieht, Unterschiede machen Leute“.

Mit dem was wir tragen, konstituieren wir unsere Identität fürs innere. Fürs externe inszenieren wir uns so, wie wir wahrgenommen werden wollen. Wobei wir die Intersubjektivität dabei nicht im Griff haben, also die Unschärfe, mit der die Wahrnehmung unserer Umgebung und unsere Erwartung selbiger auseinander gehen.

Für die Punks bedeutet das: dem wunderschönen koreanischen Pavillon am Güntersburgpark, den ich noch im Atomkrieg der Zeil an einem Samstag vorziehen würde, gehen die schlechten Manieren und die minutiös zurechtgerückten Lederjäckchen gerade am Arsch vorbei. Durch den entsteht hier keine Interaktion und dadurch keine Identität, in der man sich bestätigt fühlen könnte. Denn die schönste Inszenierung von Punk ist letzten Endes sinnlos, wenn sich die Eltern nicht darüber aufregen und dem ganzen anstrengenden Identität Erfüllen einen Sinn geben.

Für den Rest der Welt funktioniert es genau so. Letzten Endes sind wir alle kleine Narzissten, die Wahrgenommen werden wollen. In dem was wir sind, was wir sein wollen, WIE wir sein wollen. Das ist btw auch der Grund, warum ein Publikum bei einem Konzert so losjubelt, wenn ein Song kommt, den jeder Mitsingen kann. Der Song wendet sich an uns und bezieht den Künstler auf UNS. Bei etwas Neuem Wir verwenden viel Zeit auf unseren real-Life-Avatar, der mit bestimmten Attributen ausstaffiert auf die Gesellschaft abgeschossen wird um irgendeine Reaktion zu bekommen. Die Attribute können bestimmte Marken sein, mit denen wir uns behängen, es kann die Zugehörigkeit zu einer Sub-Kultur sein, wobei ich Polo-Hemden tragende Jugendliche auch als Subkultur bezeichne.

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